
Lobbyarbeit
Die Fair-Handels-Bewegung und die Weltläden vertreten die Interessen von Produzent*innen des Globalen Südens und bringen die gemeinsamen Anliegen des Fairen Handels bei politischen Entscheidungsträger*innen ein.
Dies geschieht auf verschiedenen Ebenen:
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Weltläden sind in ihrer Kommune und ihrem Wahlkreis gut vernetzt. Als Bürger*innen und Aktivist*innen für Fairen Handel sprechen sie mit Bürgermeister*innen, Lokalpolitiker*innen, Bundestagsabgeordneten und Europaparlamentarier*innen. Die Anlässe können dabei sehr unterschiedlich sein.
So haben sie beispielsweise im Vorfeld der Bundestagswahl 2017 mit zahlreichen Kandidat*innen Gespräche geführt und sie nach ihren Visionen für die Zukunft befragt. Dabei kamen 160 Kontakte zustande, von denen 80 in den Bundestag gewählt wurden. 2018 kontaktierten die Weltläden die Abgeordneten erneut. Im Rahmen der Kampagne „Mensch. Macht. Handel. Fair.“ hatten sie Unterschriften für eine menschenrechtliche Sorgfaltspflicht für Unternehmen gesammelt. Diese überreichten sie an die Mitglieder des Bundestages in ihrem jeweiligen Wahlkreis. Die Aktion verlief außerordentlich gut: 111 Abgeordnete wurden dadurch auf das Anliegen aufmerksam gemacht.
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Als politische Stimme der Weltläden vertritt der Weltladen-Dachverband die Weltläden gegenüber der Politik. Er formuliert – meistens zusammen mit anderen Fair-Handels-Akteuren – politische Forderungen. Im Rahmen der politischen Kampagnen organisiert er Unterschriften-Aktionen und ruft Weltläden auch dazu auf, Politik-Vertreter*innen in ihrem Wahlkreis zu kontaktieren. Zum Abschluss verschiedener Unterschriften-Aktionen gab es in den vergangenen Jahren Termine im Bundeskanzleramt, im Landwirtschaftsministerium und im Auswärtigen Amt.
Der Weltladen-Dachverband bildet somit das Bindeglied zwischen den Weltläden vor Ort und den politischen Aktivitäten des Fairen Handels auf Bundes- und EU-Ebene. Dazu arbeitet er eng mit dem Forum Fairer Handel in Berlin sowie dem Fair Trade Advocacy Office in Brüssel zusammen. Vertreter*innen des Weltladen-Dachverbandes nehmen daher beispielsweise einmal im Jahr am Fairen Frühstück im Bundestag und im Europaparlament teil, um mit Politiker*innen direkt ins Gespräch zu kommen.
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Das Forum Fairer Handel ist die politische Stimme des Fairen Handels in Berlin. Es wurde gegründet, um die Lobby- und Advocacy-Arbeit des Fairen Handels auf Bundesebene effektiver zu gestalten. Seit 2009 hat die Geschäftsstelle ihren Sitz in der Bundeshauptstadt, um dort als Ansprechpartnerin für Politiker-Vertreter*innen zur Verfügung zu stehen. Auch die Weltläden und der Weltladen-Dachverband werden durch das Forum Fairer Handel vertreten.
Die Lobby-Aktivitäten des Forum Fairer Handel sind vielfältig:
- Gespräche mit Politiker*innen
- die Teilnahme an handels- und entwicklungspolitischen Konferenzen
- das jährliche Faire Frühstück im Bundestag
- regelmäßige Kontakte zum Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
- Veröffentlichung von politischen Positionspapieren
- Unterschriften-Übergaben
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Wie die meisten Verbände hat auch der Faire Handel eine Vertretung in der europäischen Hauptstadt. Das Fair Trade Advocacy Office (FTAO) koordiniert seit 2010 die politischen Aktivitäten der Fair-Handels-Bewegung auf europäischer und internationaler Ebene in Brüssel. Das Büro wird getragen von WFTO, WFTO-Europa und Fairtrade International. Damit vertritt das FTAO die Interessen der weltweiten Fair-Handels-Bewegung gegenüber der EU-Politik.
Es hat das klare Mandat, mehr Unterstützung für Fairen Handel und Handelsgerechtigkeit auf EU-Ebene zu fordern. Immer mit dem Ziel, die Lebens- und Arbeitsbedingungen für benachteiligte Kleinproduzent*innen im Süden zu verbessern. Dazu beobachten die Mitarbeiter*innen im Brüsseler Büro die europäische und internationale Handels- und Entwicklungspolitik, entwickeln und veröffentlichen politische Positionen und Informationsmaterialien. Dabei stehen sie in engem Kontakt mit der Fair-Handels-Bewegung und den Vertreter*innen der EU-Kommission, des Parlaments und anderer EU-Institutionen.
Lobby-Arbeit ist meist nicht sehr spektakulär: Die Mitarbeitenden des FTAO werten Berichte aus, schreiben Positionspapiere und Pressemeldungen, reichen Stellungnahmen ein, organisieren und besuchen Veranstaltungen. Jedes Jahr gibt es ein Faires Frühstück der Arbeitsgruppe Fairer Handel im Europa-Parlament, mit dem neue Abgeordnete als Unterstützer*innen gewonnen werden sollen.