Fairer Handel und faire Beschaffung zeigen Wirkung
Die Studie „Entwicklungen des Fairen Handels und der Fairen Beschaffung in Deutschland 2015-2022“ zeigt, dass der Faire Handel in Deutschland gegenüber 2015 mehr nachweisbare Wirkungen auf Zivilgesellschaft, den öffentlichen Sektor und die Politik sowie Handel und Konsument*innen erzielen konnte. Sie wurde in Auftrag gegeben vom Weltladen-Dachverband e.V., dem Forum Fairer Handel e.V., Fairtrade Deutschland e.V. und von Engagement Global gGmbH mit ihrer Servicestelle Kommunen in der Einen Welt.
2015 hat eine ähnliche Studie bereits die Wirkungen des Fairen Handels auf die Gesellschaft systematisch und umfassend untersucht. Seitdem sind weitere und zum Teil grundlegende Veränderungen der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen zu beobachten, in denen die Fair-Handels-Bewegung agiert – z.B. eine Intensivierung des Nachhaltigkeitsdiskurs, die Corona-Pandemie, die sich zuspitzende Klimakrise sowie die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine.
Anlass für die neue Studie war der Wunsch der Auftraggeber, das Ausmaß dieser Veränderungen und die durch sie freigesetzten Dynamiken in Bezug auf den Fairen Handel und die faire Beschaffung einschätzen zu können.
Die Hauptergebnisse der Studie lauten:
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1.
Auch wenn viele Bereiche nach wie vor unterfinanziert und auf ehrenamtliches Engagement angewiesen sind, sind die finanziellen und personellen Ressourcen deutlich gestiegen. Das Engagement von Bürger*innen für den Fairen Handel in Weltläden sowie bei Kampagnen wie Fairtrade-Towns, -Schools und -Universities ist weiterhin stark und konnte im Untersuchungszeitraum weiter ausgebaut werden.
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2.
Politik und Verwaltung nehmen den Fairen Handel als wichtigen Bestandteil der Entwicklungspolitik und die Akteure des Fairen Handels zunehmend als wichtige Ansprechpartner wahr. Die Fair-Handels-Bewegung bringt sich mit eigenen Positionen in gesellschaftliche und politische Debatten ein, etwa zum Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz, mit dem Ziel, die Interessen der Produzent*innen zu stärken. Auch in Kommunen werden die Prinzipien einer fairen und nachhaltigen Beschaffung zunehmend berücksichtigt.
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3.
Nachhaltige und faire Produkte werden im Handel immer stärker nachgefragt. Seit 2015 ist der Umsatz um 70 Prozent gestiegen, die Siegel und Labels des Fairen Handels werden in der Öffentlichkeit immer bekannter. In der Folge treten neue Marktteilnehmer mit einem erweiterten Sortiment an fair gehandelten Produkten auf den Markt.
Als Grund für die positive Entwicklung nennt die Studie u.a., dass sich die Hauptakteure des Fairen Handels in den letzten Jahren strategischer, koordinierter und vernetzter aufgestellt haben. So wurden z.B. Positionen gegenüber der Politik oder öffentlichkeitswirksame Kampagnen konzertierter angegangen.
Empfehlungen und Fazit
Die Studie gibt auch Empfehlungen an die Fair-Handels-Organisationen, Verwaltungen und die Politik, wie sie die Wirksamkeit der Maßnahmen des Fairen Handels weiter erhöhen können. Dazu zählt beispielsweise die Stärkung des zivilgesellschaftlichen Engagements vor Ort sowie der Ausbau von politischen und wirtschaftlichen Kooperationen bei der Positionierung für gemeinsame Ziele.
Die Auftraggeber ziehen aus der Studie das Fazit, dass die verstärkte Kooperation und Vernetzung untereinander sich bewährt hat und ausgebaut werden sollte. Vor allem mit der Politik und der Wirtschaft müsse der Dialog intensiviert werden, um von der Wertschätzung für den Fairen Handel zu konkreten und strukturellen Veränderungen hin zu mehr Nachhaltigkeit in globalen Lieferketten zu kommen. Diese Verantwortung dürfe man nicht auf die Verbraucher*innen abladen.
Die Studie wurde durchgeführt von der CEval GmbH, die bereits die Vorgängerstudie erstellt hatte. Sie steht in einer Langversion sowie in einer Kurzversion zum Herunterladen bereit.