
Wofür steht die Weltladen-Bewegung?
Wie sähe eine Welt aus, in der Unternehmen nicht mehr dem Profit, sondern den Menschen und dem Planeten verpflichtet sind? Die Weltläden und der Faire Handel zeigen, dass ein anderes Wirtschaften möglich ist. Sie stehen dafür ein, dass die Wirtschaft dem Menschen dienen muss und nicht umgekehrt.
Um die Vision des Fairen Handels zu verwirklichen, braucht es einen grundlegenden Wandel. Sowohl in der Gesellschaft, aber allen voran auch in Wirtschaft und Politik. Dabei geht es nicht nur um Handelspolitik. Auf dem Weg zu einem gerechteren Welthandel sind alle Politik-Bereiche gefragt. Die Weltladen-Bewegung zeigt immer wieder, welche Schritte aus Sicht des Fairen Handels notwendig sind, um die Ausbeutung von Mensch und Umwelt wirksam zu stoppen.
Die Kritik am Welthandel bezieht sich auf die unterdrückenden und ungerechten Strukturen des Handels. Diese werden deutlich im Machtgefälle zwischen den Handelspartner*innen, in niedrigen Rohstoffpreisen, im Machtmissbrauch durch Konzerne, in Missachtung und im Abbau sozialer und ökologischer Standards, in Handelshemmnissen für Produkte aus Ländern des Südens, z.B. durch hohe Importzölle, durch Subventionen für landwirtschaftliche Produkte aus Industrieländern.
Vor der Bundestagswahl 2017 hat der Weltladen-Dachverband zusammen mit dem Forum Fairer Handel drei Visionen formuliert. Weltläden in ganz Deutschland kamen daraufhin mit Bürger*innen und Bundestagskandidat*innen ins Gespräch: In welcher Welt, in welcher Gesellschaft wollen wir leben?
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1.
Faire Arbeitsbedingungen weltweit
Alle Menschen können weltweit in Würde arbeiten und sich dadurch einen guten Lebensstandard leisten.
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2.
Eine bäuerliche Landwirtschaft, die alle Menschen ernährt
Die Landwirtschaft kann uns alle nachhaltig und ökologisch ernähren und ermöglicht den Bäuerinnen und Bauern weltweit ein gutes Auskommen.
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3.
Menschenwürdiger Umgang mit allen
Wir sind eine weltoffene, solidarische Gesellschaft, die lebenswerte Perspektiven für Schutzsuchende bietet und in der Rassismus und Diskriminierung keinen Platz haben.
Video-Clip zur Bundestagswahl 2017
Forderungen der Weltladen-Bewegung im Rahmen der Bundestagswahl 2017
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- Eine verbindliche menschenrechtliche Sorgfaltspflicht für deutsche Unternehmen entlang ihrer gesamten Lieferkette muss per Gesetz festgeschrieben werden.
- Bei Verletzung der menschenrechtlichen Sorgfaltspflicht muss Betroffenen aus dem Ausland ermöglicht werden, deutsche Unternehmen vor deutschen Gerichten zu verklagen.
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- Die Europäische Union soll die bilateralen Handelsabkommen mit den afrikanischen, karibischen und pazifischen Staaten so schnell wie möglich rückgängig machen.
- Wir fordern ein demokratisches und transparentes Welthandelssystem, das internationale Menschen- und Umweltrechtsabkommen über Handelsverträge stellt und sozial-ökologische Standards festschreibt.
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- Soziale und ökologische Kriterien müssen im Vergabegesetz als verbindliche Standards für die Einkaufspraxis von Bund, Ländern und Kommunen festgeschrieben werden.
- Bei der öffentlichen Beschaffung müssen ausschließlich konkrete, unabhängige Nachweise als Belege zur Einhaltung sozialer und ökologischer Kriterien gelten.
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- Die Entwicklungszusammenarbeit muss Bauernorganisationen, Genossenschaften und Landarbeitergewerkschaften stärken und die lokale Weiterverarbeitung sowie den Aufbau regionaler Wertschöpfungsketten fördern.
- Kleinbäuer*innen und ihre Organisationen müssen bei der Entwicklung von Landwirtschaftspolitik und -projekten der Entwicklungszusammenarbeit stärker beteiligt werden.
- Im Dialog und bei der Zusammenarbeit mit privatwirtschaftlichen Akteuren sollte die deutsche Entwicklungszusammenarbeit insbesondere den Fairen Handel als Best Practice-Ansatz des nachhaltigen Wirtschaftens unterstützen.
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- Die EU-Agrarpolitik muss neu ausgerichtet werden. Die pauschalen Flächenzahlungen müssen abgeschafft werden. Es braucht ein neues Berechnungs- und Anreizsystem, das landwirtschaftliche Leistungen für die Umwelt und die Gesellschaft honoriert.
- Die europäische Agrarpolitik muss kohärent mit den nachhaltigen Entwicklungszielen sein. Es sollte ein regelmäßiges Monitoring ihrer Auswirkungen auf die Märkte des Südens geben sowie Beschwerdemechanismen für Produzent/innen in Entwicklungsländern.
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- Die Wettbewerbspolitik muss reformiert werden. Sie muss auch das Wohl von Produzent/innen und zukünftigen Konsument*innen im Blick haben. Die Fusionskontrolle muss verschärft werden, um der übermäßigen Nachfragemacht und der erhöhten Marktkonzentration im Einzelhandel zu begegnen.
- Darüber hinaus muss eine starke deutsche und/oder europäische Regulierung durchgesetzt werden, die unlautere Handelspraktiken effektiv unterbindet.
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- Asylsuchende müssen die Möglichkeit auf ein zügiges und faires Asylverfahren inklusive sorgsamer Einzelfallprüfung haben.
- Das Menschenrecht auf Asyl darf nicht eingeschränkt werden – auch nicht auf europäischer Ebene.
- Der Nachzug der Familien anerkannter und subsidiär geschützter Personen muss zügig und ohne Hürden ermöglicht werden.
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- Geflüchtete sollen ihr Leben in Deutschland so weit wie möglich selbstständig und selbstbestimmt führen können. Dazu benötigen sie frühzeitig Zugang zu Deutschkursen unabhängig vom Aufenthaltsstatus. Insbesondere junge Geflüchtete müssen raschen Zugang zu Bildung und Ausbildung erhalten.
- Unnötige äußere Einschränkungen durch Arbeitsverbote, Wohnsitzauflagen, die Unterbringung in Gemeinschaftsunterkünften oder die fehlende Anerkennung von schulischen und beruflichen Qualifikationen aus dem Heimatland behindern die Inklusion von Geflüchteten und müssen deshalb abgeschafft werden.
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- Rechtsradikale Gewalt und rechtspopulistische Stimmungsmache müssen klar als solche identifiziert und verurteilt werden. Antirassistische Bildungsarbeit muss gefördert werden.
- Ehrenamtliches zivilgesellschaftliches Engagement für eine gelungene Inklusion braucht hauptamtliche Unterstützung, Koordination, Qualifizierung und Finanzierung.