Bildungsarbeit starten
In vielen Weltläden findet entwicklungspolitische Bildungsarbeit nur vereinzelt und sporadisch statt. Per "Zufallsprinzip" reagieren Weltläden auf externe Anfragen, nehmen diese an oder lehnen sie ab. Ein eigenes Angebot existiert nicht. Für Weltläden, die Basis-Bildungsarbeit (in Zukunft) durchführen wollen, gibt es einige Unterstützungsanregungen.
Bildungsarbeit starten
Externe Unterstützung hinzuziehen
Falls die Auseinandersetzung im Weltladen kontrovers laufen könnte, ist es an der einen oder anderen Stelle vielleicht sinnvoll, eine Moderation von außen hinzu zu ziehen. Dies kann beispielsweise die Fair-Handels-Beratung (FHB) sein.
Gemeinsame Entscheidung treffen
Die erste Frage, die es zu klären gilt, ist, ob der Vorstand und/oder das Ladenteam der Säule Bildungsarbeit (mehr) Aufmerksamkeit schenken möchte/n. In die Diskussion können unterschiedliche Aspekte einfließen. So kann die Konvention der Weltläden herangezogen werden. Sie benennt die Bildungsarbeit als eine Säule der Weltladenarbeit. Alle Mitglieder im Weltladen-Dachverband haben sich zur Konvention der Weltläden bekannt. Deutlich wirkungsvoller wird es hingegen sein, wenn der Weltladen sich nicht auf Grund der Konvention für Bildungsarbeit entscheidet, sondern weil er es für sinnvoll erachtet. Für die inhaltliche Diskussion dazu können die Grundlagen und Ziele von Bildungsarbeit im Weltladen dienen. Es ist zudem bereichernd sich über die persönlichen Motivationen auszutauschen – unabhängig davon, wer diese Arbeit letztlich durchführt.
Leitbild erarbeiten
Es ist sinnvoll, das Ergebnis als Leitbild schriftlich festzuhalten – drei bis vier Sätze können dafür bereits ausreichend sein. Falls zukünftig Unsicherheiten oder Zweifel auftauchen, kann auf dieses Schriftstück zurückgegriffen werden. Alle neuen Mitarbeiter*innen bekommen es in der Einarbeitungsphase zu lesen, so dass sie gleich verstehen, dass der Weltladen mehr als ein „normales Geschäft“ ist.
Bestandsaufnahme der Bildungsarbeit
Parallel oder im Vorfeld kann eine Person oder eine kleine Gruppe eine Bestandsaufnahme zur Bildungsarbeit im Weltladen durchführen. Das muss nicht sehr viel Zeit in Anspruch nehmen, sorgt aber für die notwendige Transparenz. Dafür können Fragen zum „Ist-Zustand“ herangezogen werden. Es ist sinnvoll sich zu überlegen, welche „Schlüsselpersonen“ im Weltladen am besten befragt werden. Das häufig „verborgene Wissen“ wird so für alle zugänglich und erleichtert die Entscheidungsfindung, was in Zukunft angeboten werden soll. Zu einem späteren Zeitpunkt, zum Beispiel wenn die Ergebnisse auf einem Ladentreffen oder in einer Vorstandsitzung vorgestellt werden, kann der „Ist-Zustand“ durch die Kenntnisse aus der größeren Gruppe ergänzt werden.
Zielsetzungen und Zuständigkeiten festlegen
Gibt es ein grundsätzliches „Ja“ im Weltladen zur Bildungsarbeit, benötigt der Weltladen Zeit, um festzulegen, welche Ziele mit der Bildungsarbeit verfolgt und welche konkreten Angebote nach außen gegeben werden sollen. Damit einher geht auch die Frage, wer diese Arbeit übernehmen möchte. Natürlich beeinflussen auch die Interessen und Fähigkeiten der Person(en), die die Bildungsarbeit durchführen möchten, die Entscheidung. Je nach Struktur des Weltladens und den üblichen Entscheidungsfindungsprozessen sind unterschiedliche Personen beteiligt (Vorstand, Ladenteam, Arbeitsgruppe Bildungsarbeit). Wenn die Entscheidungen in „kleiner Runde“ getroffen werden, empfiehlt es sich, die weiteren Mitarbeiter*innen zu einem geeigneten Zeitpunkt zu informieren und ihre Anregungen mit aufzunehmen. Es ist von großem Vorteil, wenn das Ladenteam hinter der Bildungsarbeit steht und auch in den Entscheidungsprozess einbezogen ist.
Eine Auswahl möglicher Zielsetzungen:
- Basis-Bildungsarbeit gemäß der Konvention anbieten Ausleihe von Materialien mit der Bildungssäule Besuch von Gruppen/ Schulklassen – Weltladen als Lernort Mitarbeiter*innen-Fortbildung
- Kontakte zu xy Schulen etablieren
- Es gibt mindestens xy Mitarbeiter*innen, die die Bildungssäule beziehungsweise die Ausleihe kennen und die Materialien verleihen können
- Regelmäßiger Austausch in der Ladengruppe bezüglich Bildungsarbeit (zum Beispiel 2x im Jahr)
- Teilnahme von xy Mitarbeiter*innen an xy Fortbildungen pro Jahr (Grundkurs Weltladen, Fachtage oder Seminare zur Bildungsarbeit)
- Standard-Bildungsangebote: Weltladenerkundung 3.-4. Klasse; 7.-10. Klasse
- Weltverteilungsspiel
- Standard-Vortrag zum Fairen Handel mit Reflexion
Konkrete Planung
Nach der Analyse der Ist-Situation, dem „Ja“ zur Bildungsarbeit und der Festlegung der Zielsetzung steht nun die konkrete Planung an. Damit Bildungsarbeit durchgeführt werden kann, sind einige Aspekte notwendig. Es braucht Menschen, Zeit, finanzielle Mittel, Raum, eine Bildungsgruppe und Vernetzung. Falls der Weltladen sich dafür entscheidet, für die Durchführung von Bildungsarbeit Honorare zu zahlen und/oder Mittel für die Anschaffung von Bildungsmaterialien benötigt, bestehen Möglichkeiten der Finanzierung von Bildungsarbeit. Ein Planungsraster kann hilfreich für die Basis-Bildungsarbeit sein. Es enthält einige Fragen, die bei der Planung berücksichtigt werden sollten. Es kann individuell mit den eigenen Ideen erweitert und angepasst werden.
Stand: Dezember 2020
Quelle
Weltladen-Dachverband (2018): Warum wissen meine Eltern das eigentlich nicht\?