Der Weg fair gehandelter Produkte
Die Corona-Pandemie hat globale Lieferketten in den Fokus der Aufmerksamkeit gerückt. Es wird deutlich, wie weit verzweigt Lieferketten für Güter unseres täglichen Bedarfs sind und wie anfällig Produktionsprozesse bei unterbrochenen Lieferketten sind. Und es wird klar, dass es bei der Suche nach Produktionsstätten vor allem um Kosteneinsparung geht und die Interessen von Mensch, Umwelt und Klima oft hintenanstehen.
Die faire Lieferkette der Weltläden folgt anderen Regeln. Hier stehen der Mensch und das Gemeinwohl im Mittelpunkt, nicht der schnelle Profit für Wenige. Was das bedeutet, veranschaulichen wir hier an einigen Beispielen.
Das Ziel: Hohe Wertschöpfung im Ursprungsland
Der Faire Handel strebt danach, einen möglichst hohen Anteil der Wertschöpfung im Ursprungsland zu erwirtschaften - so profitieren die Produzent*innen am meisten. Die Fair-Handels-Importeure unterstützen ihre Handelspartner daher bei der Produktentwicklung sowie der Weiterverarbeitung und bei der Erschließung neuer Vertriebskanäle.
Ein Beispiel sind die Schokoladen von fairafric. Das Unternehmen arbeitet eng mit einem Kakaoverarbeiter und einer Kakao-Genossenschaft in Ghana zusammen. Die fertigen Schokoladentafeln werden direkt aus Ghana importiert. Die Wertschöpfung im Ursprungsland konnte so erheblich gesteigert werden.
Immer mehr Fair-Handels-Produzenten vermarkten ihre Produkte auch direkt im eigenen Land. Das thailändische Kleinbäuer*innen-Netzwerk Green Net vertreibt beispielsweise Obst und Gemüse aus bio-fairem Anbau über Naturkostläden im Land. Die bolivianische Kakaoproduzent El Ceibo verkauft inzwischen über die Hälfte seiner Schokoladenerzeugnisse vor Ort.
Die Produzenten erzielen so nicht nur eine höhere Wertschöpfung als durch den Export von Rohprodukten. Sie schaffen auf diese Weise auch weitere Arbeitsplätze und erlernen durch die Weiterverarbeitung und den Vertrieb der Produkte neue Fähigkeiten. Nicht zuletzt steigt die Identifikation mit einem fertig verarbeiteten Produkt im Vergleich zu einem Sack Rohware.
Transparenz und persönlicher Austausch
Die Akteure entlang der fairen Lieferkette lassen sich gerne in die Karten schauen, denn Transparenz gehört zu den grundlegenden Prinzipien des Fairen Handels. Das betrifft zum Beispiel die Preiskalkulation, die Aufschluss darüber gibt, wie sich der Preis für ein Fair-Handels-Produkt zusammensetzt.
Langjährige Handelsbeziehungen und der persönliche Austausch stärken das enge Vertrauensverhältnis der Handelspartner. Besuche von Produzent*innen in Deutschland ermöglichen einen direkten Austausch mit Verbraucher*innen und leisten so einen wichtigen Beitrag zur Glaubwürdigkeit des Fairen Handels.
Herausforderung Transport - der Faire Handel entwickelt Lösungsansätze
Der Faire Handel der Weltläden hat den Anspruch, alle Glieder der Lieferkette möglichst fair zu gestalten. Eine große Herausforderung stellt dabei der Transport der Waren aus Übersee dar.
Die Waren werden fast ausschließlich per Containerschiff transportiert, was mit ökologischen und sozialen Problemen einhergeht. Im Hinblick auf die Umweltauswirkungen ist z.B. die Verwendung des hochgiftigen Schweröls als Treibstoff sehr problematisch. Hinzu kommen die oft unmenschlichen Arbeitsbedingungen auf den Schiffen, die im Gegensatz zu den Prinzipien des Fairen Handels stehen.
Aufgrund der vergleichsweise geringen Mengen haben die Akteure des Fairen Handels kaum Einflussmöglichkeiten auf die Auswahl der Schiffe und die dort herrschenden Arbeitsbedingungen. Der Faire Handel versucht jedoch, durch Öffentlichkeitsarbeit und politische Forderungen, z.B. nach der Sorgfaltspflicht für Unternehmen entlang ihrer Lieferketten, auf die Probleme aufmerksam zu machen.
Einige Importeure gehen bereits heute neue Wege: Sie transportieren ihre Produkte emissionsarm mit dem Frachtsegler nach Europa. Beispiele dafür sind die "Segelcafes" von El Puente und Cafe Chavalo.