Ladenhüter
Schwächen in der Sortimentsgestaltung und Lagerhaltung eines Weltladens zeigen sich oft darin, dass es allen Mitarbeiter*innen wohlvertraute, manchmal schon seit Jahren im Laden auf ihren Abverkauf wartende, Produkte gibt.
Auch wenn dies manchmal schwerfallen mag und es viele Jahre lang im Fairen Handel eine Art Tabu gewesen ist, so gehören Ladenhüter regelmäßig und radikal ausgemistet.
Ladenhüter kosten den Weltladen letztlich viel Geld, und zwar aus mehreren Gründen:
- Sie binden Kapital.
- Sie binden viel Aufmerksamkeit.
- Sie haben eine negative Imagewirkung.
- Möglicherweise verursachen sie zusätzliche Reinigungskosten.
- Sie sind die Quelle von fortschreitendem Wertverlust.
- Sie verstellen den Platz für besserverkäufliche Produkte (und blockieren damit die Einkommensmöglichkeiten von Produzent*innen).
Vor allem dieser letzte Aspekt wird oft übersehen: Ladenhüter tragen nicht nur ihre eigenen Kosten, sondern verhindern auch den Umsatz mit anderen Produkten. Damit sind sie für den Ausfall der zusätzlichen Erträge verantwortlich, die durch die Nutzung des Platzes für ein anderes Produkt möglich gewesen wären.
Diese Art "Verdienstausfall" nennen Betriebswirt*innen Opportunitätskosten, also Kosten der entgangenen Möglichkeit.
Maßnahmen, um Ladenhüter los zu werden, können u.a. sein:
- kurzfristiger stark verbilligter Abverkauf
- amerikanisches Versteigern bei Aktionen
- (Sonder-)Flohmarkt unter dem Motto: "Wir schaffen Platz für Neues!"
- Austauschbörse mit anderen Weltläden
- "Wundertüten" verpacken (Inhalt bleibt Kund*innen unbekannt)
Stand: September 2023
Quelle
DEAB – Dachverband Entwicklungspolitik Baden-Württemberg e.V. (2010): QualiFair Aufbaukurs Weltladen. Qualifikation für Fach- und Führungskräfte im Fairen Handel. Modul “BWL im Weltladen” (Jean-Marie Krier).
Zum Weiterlesen
Zusätzliche Argumentationshilfen und Hinweise: https://www.kisii.de/man-muss-auch-loslassen-koennen-vom-umgang-mit-ladenhuetern/