Zielgruppen der Bildungsarbeit
Entwicklungspolitische Bildungsarbeit richtet sich an vielfältige Zielgruppen, angefangen bei Kindergartenkindern, über Schüler*innen bis hin zu den Best Agern - den Rentner*innen. Jeder Weltladen entscheidet eigenständig, welche Angebote für welche Zielgruppe entwickelt und angeboten werden. Welche Zielgruppe ausgewählt wird, hängt auch von persönlichen Vorlieben oder der Nähe ab. Mit diesen Zielgruppen lernen Weltläden bereits zusammen.
Kinder und Jugendliche
Die junge Generation soll an den Fairen Handel herangeführt werden. Dazu zählen beispielsweise Schüler*innen, junge Menschen aus freien und konfessionellen Gruppen oder Kindergarten-Kinder. Kinder und Jugendliche haben ein stark ausgeprägtes Gerechtigkeitsbewusstsein und sind offen für globale Themen, sofern sie altersgerecht aufbereitet und mit deren Erfahrungshorizont vereinbar sind. Oft teilen und diskutieren sie neu gewonnene Erkenntnisse und Fragestellungen mit den Eltern und Freund*innen. (Un)Bewusst werden somit auch andere Zielgruppen an den Fairen Handel herangeführt. Jugendliche haben Spaß daran sich beispielsweise in einem Schul-Weltladen, einem Fair-Trade-Point/ Verkaufsstand oder im Rahmen der Fairtrade-School zu engagieren.
Junge Erwachsene
Studierende und junge Erwachsene, die sich für Fair-Handels-Themen interessieren, finden im Weltladen ein passendes Bildungsangebot. Diese Zielgruppe mit an Bord zu wissen, ist besonders wertvoll. Sie sichert das Bestehen der Weltladenbewegung langfristig ab und trägt dazu bei, am Puls der Zeit und auf dem aktuellen Stand der Entwicklungen rund um den Fairen Handel zu bleiben. Junge Menschen haben nicht nur einen frischen Blick auf diese Dinge, sondern sind über ihre (digitalen) Plattformen gut vernetzt und über das Zeitgeschehen informiert. Digitale Lernangebote eignen sich für diese Zielgruppe. Jüngere Engagierte werden vor allem über Bildungsarbeit, Aktionen, Projekte, Praktika und kurzfristige Mitarbeit angesprochen.
Erwachsene und Senior*innen
Erwachsene verfügen vielfach über ein großes Netzwerk, sei es durch berufliche oder private Kontakte. Sie sind daher eine wichtige Zielgruppe der Bildungsarbeit der Weltläden. Die Generation 50plus ist in vielerlei Hinsicht eine Zielgruppe, die es lohnt genauer anzuschauen. Erwachsene und Senior*innen verfügen über einen immensen Erfahrungsschatz, der das intergenerationelle Lernen bereichert. Vor allem Senior*innen haben Zeit sich zu engagieren, da sie nicht mehr im Berufsalltag stecken. Zudem ist dies eine Generation, die sich langfristig an ein Engagement bindet und nach Zugehörigkeit strebt. Die Generation 50+ bildet das Rückgrat vieler in den 70er, 80er und 90er Jahren gegründeter Weltläden in der alltäglichen Arbeit. Für diese Zielgruppe gibt es zahlreiche Methoden der Erwachsenenbildung.
Multiplikator*innen
Bildungsangebote richten sich zudem an Multiplikator*innen, wie Lehrkräfte oder Stadtratsmitglieder, die Inhalte und Konzepte weitertragen und somit den Fairen Handel vor Ort stärken.
Menschen mit Beeinträchtigungen
Im Weltladen soll keine Person diskriminiert werden, zum Beispiel aufgrund einer Beeinträchtigung. Deshalb muss es ein Anliegen der Weltladenarbeit sein, alle Menschen miteinzubeziehen. Menschen mit Beeinträchtigungen besitzen Fähigkeiten und Kompetenzen, die für die Weltladenarbeit nützlich sein können. Zudem sind sie Konsument*innen, Interessierte und Lernende. Für die Zusammenarbeit mit dieser Zielgruppe existieren erprobte Bildungskonzepte mit Leichter Sprache, damit Bildungsarbeit und Inklusion im Fairen Handel zusammengebracht werden können.
Migrant*innen und Geflüchtete
Migrant*innen in Deutschland stehen oft vor dem Problem, dass ihre Abschlüsse und Qualifikationen nicht (voll) anerkannt werden. Dabei bringen die Menschen in der Regel Fähigkeiten und Fertigkeiten mit, die auch in unserer Gesellschaft zum Nutzen aller eingesetzt werden können und sollten. Wichtig ist, den Menschen die entsprechenden Möglichkeiten zu bieten. Neben Migrant*innen sind Geflüchtete eine Zielgruppe, die die Weltladenarbeit bereichert. Weltläden können geeignete Akteure sein, um den geflohenen Menschen das Ankommen und den Neustart in Deutschland zu erleichtern. Sie können Interesse an ihrer Person und ihrer Geschichte zeigen. Eventuell ist es möglich, mit Geflüchteten gemeinsam Veranstaltungen durchzuführen und ihnen eine Stimme zu geben, um über sich und die Beweggründe für ihre Flucht zu berichten – falls sie das möchten – z. B. in Kombination mit einer Lesung. Auf diese Weise können Weltläden dazu beitragen, dass Geflüchtete in Deutschland ein Gesicht bekommen, dass Kontaktmöglichkeiten entstehen und dass sie ihre Situation besser verstehbar machen können. Dabei muss jedoch darauf geachtet werden, dass die Veranstaltung nicht zur Verfestigung von Rollenklischees beiträgt, z. B., in dem Menschen aus dem südlichen Afrika eingeladen werden, einen Trommelworkshop anzubieten.
Autorin: Katja Voss; Stand: Dezember 2020
Quelle
Weltladen-Dachverband (2018): Warum wissen meine Eltern das eigentlich nicht\?