Methoden zum Erarbeiten von Handlungsoptionen
Bildungsformate können durch vielfältige Methoden partizipativ, informativ und interaktiv gestaltet werden. Um eine Methode für die einzelnen Veranstaltungsphasen auszuwählen, sollte der Weltladen überlegen, was für das Thema geeignet ist, woran die Zielgruppe Spaß hat, welche Methode dem Weltladen selbst liegt und wie die Methode in den Gesamtablauf passt, so dass die Bildungseinheit abwechslungsreich gestaltet ist. Ferner sollte die Methode die Ziele der entwicklungspolitischen Bildungsarbeit im Fokus haben und den Kompetenzerwerb bei den Teilnehmenden fördern.
Erarbeitung von Handlungsoptionen
In dieser Phase sollen die Teilnehmenden Handlungsoptionen entwickeln oder untereinander eine Auseinandersetzung über ihre eigenen und die Aktionsvorschläge des Weltladens führen. Das Ziel ist es Handlungsmotivation zu erzeugen und Zusammenhänge zum eigenen Leben zu finden. Es ist empfehlenswert Methoden auszuwählen, die die Kreativität der Teilnehmenden fördern.
Methoden an Zielgruppen und Zeit anpassen
Es existiert ein vielfältiges Methoden-Repertoire, aus dem sich Weltäden bedienen können. Vier Methoden werden im Folgenden vorgestellt. Diese müssen immer an die jeweiligen Bedürfnisse angepasst werden.
Methode: World Café
Zielgruppe
Die Methode eignet sich für Schüler*innen, junge Menschen und Erwachsene.
Ziel
Beim World Café soll eine Gruppe von Menschen in einer offenen Atmosphäre intensive Gespräche führen können. Im Rahmen eines Seminars kann diese Methode sehr gut in vereinfachter Form angewandt werden, um Menschen zur Diskussion zu unterschiedlichen Themen anzuregen. Das World Café macht Sinn, wenn die Gruppe größer ist (12-500 Teilnehmer*innen).
Material
Es werden pro Frage/Thema ein Tisch, Papier und Stifte und Stühle benötigt.
Ablauf
- Die Teilnehmenden sitzen im Raum verteilt an Tischen. Die Tische sind mit beschreibbaren Papiertischdecken und Eddings ausgestattet.
- Die Seminarleitung erläutert zu Beginn den Ablauf und weist darauf hin, dass an jedem Tisch eine Person die Rolle des*der Gastgeber*in übernehmen sollte.
Die Rolle der Gastgeber*innen: a) Moderieren (darauf achten, dass alle zu Wort kommen und dass die Fragestellung diskutiert wird) b) Ergebnisse auf der Tischdecke dokumentieren oder dafür sorgen, dass die Argumente dokumentiert werden.
- An jedem Tisch gibt es eine Fragestellung, die nun diskutiert wird. (Zeitrahmen abhängig von der Fragestellung, zum Beispiel 15 Minuten)
- Nach der ersten Runde suchen sich die Teilnehmenden einen neuen Tisch mit einer neuen Fragestellung.
- Nur der*die „Gastgeber*in“ bleibt am Tisch und berichtet den neuen Teilnehmenden, was an dem Tisch bislang besprochen wurde. Dann arbeiten alle an der Fragestellung weiter, bis es zum nächsten Wechsel kommt. Die Ideen, Themen und Fragen beginnen sich allmählich zu vertiefen und zu verlinken.
- Am Ende präsentieren die Gastgeber*innen ihre Tischdecken dem Plenum (am besten an einer Pinnwand).
Methode: Schreibgespräch
Zielgruppe
Die Methode eignet sich für Schüler*innen, junge Menschen und Erwachsene. Mit dieser Methode können Menschen adressiert und einbezogen werden, die sich in Gruppenkonstellationen verbal eher zurückhalten.
Ziel
Das Schreibgespräch - auch als "schweigendes Gespräch" bekannt - fordert die Teilnehmenden auf, sich mit einer Fragestellung auseinander zu setzen und ihre Gedanken dazu schriftlich auf einem Papier mitzuteilen. Durch das individuelle Schreiben wird die Diskussion verlangsamt und es entsteht mehr Raum über Argumente nachzudenken und neue Perspektiven zu entwickeln.
Material
Es werden ein Tisch, Metaplanwand-Papier und Stifte benötigt.
Ablauf
Bei einem Schreibgespräch diskutieren die Teilnehmenden schriftlich eine oder mehrere Fragestellungen. Ohne zu sprechen notieren sie ihre Gedanken zu den Themen auf Plakaten. Die Fragen müssen offen für eine Diskussion sein. Alle Teilnehmenden sollten Schreiben können. Je nach Anzahl der Fragen ist ein gewisser Platzbedarf notwendig.
- Es werden mehrere Plakate im Raum aufgehängt oder ausgelegt. Auf jedem Plakat steht jeweils eine Frage oder Aussage, über die diskutiert werden soll.
- Der Ablauf der Schreibdiskussion wird den Teilnehmenden erklärt (Zeit, …).
- Die Teilnehmenden gehen herum und schreiben ihre Argumente auf die Plakate. Dabei beziehen sie sich sowohl auf die Ausgangsfrage/-aussage, als auch auf die Argumente der anderen Teilnehmenden, wie bei einer „richtigen Diskussion“.
- Wenn alle Argumente geäußert wurden bzw. die Zeit vorüber ist, wird jedes Plakat kurz vorgestellt und darüber geredet.
Methode: Silent Brainstorming
Die folgenden Beschreibungen der Methode sind auf ein Online-Seminar zugeschnitten, indem das Progamm nexBoard genutzt wird. Die Methode kann natürlich auch mit Zetteln und Plakaten in Präsenz-Veranstaltungen genutzt werden.
Zielgruppe
Die Methode eignet sich für Schüler*innen, junge Menschen und Erwachsene. Besonders diejenigen Menschen, die vertraut mit dem Computer und den gängigen Computerprogrammen sind, sind eine Zielgruppe dieser Methode.
Ziel
Beim Silent Brainstorming (Stille Ideensammlung) suchen die Teilnehmenden Lösungen für ein an die Gruppe herangetragenes Problem. Sie finden individuelle Lösungen und erweitern diese in Kleingruppen. Somit wird die Kreativität und Diskussion gefördert und Handlungsoptionen selbständig erarbeitet.
Materialien
Es wird ein Computer mit Internetzugang und beispielsweise das Programm nexBoard (ein digitales Whiteboard) benötigt.
Ablauf
- Jede Person schreibt in ihrem “Arbeitsplatz” auf nexBoard einige Ideen auf, wie man die Herausforderung der Gruppe lösen könnte. Wichtig: Alle Ideen-Karten bleiben im Feld “Arbeitsplatz” der jeweiligen Person. Die Karten werden erst im nächsten Schritt in die Spalte “Ideen” geschoben.
- Nacheinander teilt jede Person ihre Ideen mit den anderen und schiebt dabei ihre Karten von “Arbeitsplatz” in die Spalte “Ideen”.
- Während der Vorstellung der Ideen können direkt Gruppen von ähnlichen Ideen gebildet werden, das heißt Karten zusammenschieben die ähnliche Ideen haben (sogenannte Ideen-Cluster bilden).
- Wenn alle Teilnehmenden ihre Ideen geteilt haben, dann kann jede*r Teilnehmer*in die Lieblingsidee (oder Lieblingsideen-Cluster) in die Spalte “Favoriten” schieben.
- Die Teilnehmenden schauen sich alle Ideen in der Spalte “Favoriten” an und überlegen: Welche Idee(n) haben die größte Wirkung und den geringsten Aufwand? Diese Idee wird ausgewählt, indem sie beispielsweise farbig markiert wird.
Anmerkungen: Bei der Sammlung von Ideen ist es wichtig keine Ziele, sondern konkrete Vorschläge aufzuschreiben. Beispiel: Die Idee “Regenschirm” ist hilfreich. Die Idee “nicht nass werden” ist weniger hilfreich, da es kein Lösungsvorschlag ist, sondern ein Ziel beschrieben wird.
Methode: Murmelgruppe
Zielgruppe
Diese Methode eignet sich für Schüler*innen, Jugendliche und Erwachsene.
Ziel
Die Teilnehmer*innen tauschen ihre Ideen in kleinen Murmelgruppen aus. Sie suchen nach Möglichkeiten gemeinsam ins Handeln zu kommen und bilden Banden. Dies hat den Vorteil, dass erste Ideen und Handlungsoptionen zunächst in der Kleingruppe diskutiert werden und reifen können, bevor sie in der Großgruppe besprochen werden.
Ablauf
Mit dieser Methode wird die Neigung, in Gruppen kurze Seitengespräche mit der Person nebenan zu führen, legitimiert und im Sinne der Gruppe genutzt. 2-3 Teilnehmende kommen für kurze Zeit zusammen, um über mögliche Handlungsmöglichkeiten zu sprechen. Gemeinsam können sie Handlungsmöglichkeiten entwickeln. Die Teilnehmer*innen können beispielsweise beschließen, sich für fairen Kaffee im Lehrerzimmer oder faire Schokolade im Schulkiosk einzusetzen. Vielleicht setzen sie sich das Ziel einen Artikel in der Schulzeitung zu schreiben. Nachdem die Kleingruppenarbeit abgeschlossen ist, berichten diese ihre Gedanken und Handlungsideen im Plenum.
Autorin: Katja Voss Stand: Dezember 2020
Quelle
Di-world (2020): Inter@ction_1.1. Weltladen-Dachverband (2018): Warum wissen meine Eltern das eigentlich nicht\?
Weltladen-Dachverband (2014): Man lernt nie aus. Leitfaden zur Erwachsenenbildung.